Lebensweise von Caniden



 Wenden wir uns heute einmal der Lebensweise von Caniden  ( = Hundeartige) zu: Hier gibt es mehrere bemerkenswerte Anpassungen zu beachten: 1. Nahrung: tatsächlich sind von den 36 bekannten Caniden-Spezies nur 4 reine Fleischfresser. Die meisten ernähren sich omnivor (Allesfresser) und von kleinen Wirbeltieren, Wild- und Strassenhunde sogar bis zu 90% von Abfällen, Getreidebrei oder Kot und Aas (und NICHT von BARF )

2. Als reine Fresser von Wirbeltierfleisch (reine Karnivoren) treten nur die wenigsten Caniden auf. Diese machen Jagd auf grosse Beutetiere. Das erfordert kooperative Jagd und soziales Nahrungsteilen. Das Jagen in Rudeln findet man nur bei Grauwölfen, Afrikanischem Wildhund, Waldhund und Rothund, wobei letztere gewöhnlich mittelgrosse Nager und seltener Wasserschweine und Nandus erbeuten. 2. Fortpflanzung: Caniden zeichnen sich durch obligatorische Monogamie aus. Sie produzieren grosse Würfe und zeichnen sich durch Kooperation innerhalb des Sozialverbandes bei der Jungenaufzucht aus. (z.B. Versorgung der Jungtiere durch Hervorwürgen von Futter durch andere Gruppenmitglieder). Bei einigen Caniden bleiben die Nachkommen in der Gruppe, sofern genügend Nahrung und friedliche Beziehungen zwischen Eltern und Nachwuchs herrschen. Gewöhnlich wandern sie aber ab und die Eltern bleiben saisonal im Territorium. 3. Die familientypischen Merkmale (gemeinsame Jungenaufzucht, Monogamie und Verbleiben der Jungtiere in der Gruppe) findet man tatsächlich nur bei einigen wenigen der 36 Hundeartigen, nämlich beim Grauwolf, Afrikanischem Wildhund, Waldhund und Rothund (s.o.). Diese Caniden bilden einzigartige Sozialstrukturen: Sie leben in permanenten Gruppen mit relativ festen Dominanzhierarchien. Ihre Stärke liegt in kooperativem Verhalten mit kooperativer Jagd, Nahrungsweitergabe und gemeinsamer Aufzucht. (Wolfgang Ludwig: Zum Sozialverhalten des Rothundes unter Gehegebedingungen: Strategien von Kohäsion und Suppression, Kassel University Press).
Zweifelsfrei stammt unser Haushund in überwiegenden genetischen Anteilen vom Grauwolf ab. Dennoch zeigen Untersuchungen , dass miteinander verwandte Spezies über die Zeit hinweg in ihrer Unterart eigene Verhaltensweisen entwickelten, die ihnen das Überleben in ihrer Umwelt ermöglichten. Verhalten ist auch immer eine Anpassung an die Umwelt. So verliert sich über die Zeit dasjenige Verhalten, welches in der Kosten-Nutzen-Rechnung der Evolution schlecht abschneidet. Es macht für den Hund, egal ob er im menschlichen Haushalt lebt (und dort vermehrt und ernährt wird) oder auf der Strasse in menschlicher Gefolgschaft, keinen Sinn, sich zu einem Rudel zusammenzuschliessen. Sie müssen nicht gemeinsam jagen, sie ziehen die Jungen nicht gemeinsam (höchstens mit dem Menschen zusammen) auf, sie ernähren die Jungen nicht gemeinsam und sie leben nicht monogam. Schutz und Verteidigung funktioniert besser und weniger risikobehaftet durch Flucht und das kann man alleine im Zweifel auch besser als in der Gruppe. Jagen und Verteidigung durch Angriff ist im Zweifel lebensgefährlich. Dieses Risiko muss nicht eingegangen werden, wenn man Futter auch auf der Strasse findet und die eigenen Haut retten kann. Die gemeinsame Jungenaufzucht findet nicht statt, da es für den Hund auch keine natürlichen Feinde mehr gibt, gegen die er sich wehren könnte (müsste). Es macht für den Hund keinen Sinn, sich in sozialen Gruppen wie einem Rudel zusammen zu schliessen. Was also ist es dann? Wie lebt der Hund stattdessen? Das besprechen wir morgen. Und eigentlich müsste man sich irgendwann auch darüber unterhalten, ob der Haushund sich nicht inzwischen so weit von seinen Caniden-Verwandten entfernt hat, dass ihm eigentlich eine eigene Art zusteht... Wissenschaftler dieser Welt - ihr seid gefragt.

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